Samstag, August 19, 2006

Think big - be low!

Wer kennt das nicht - die Inspiration und Euphorie angesichts großer Ziele und Visionen? Ich kenne das und mich beflügeln großer Herausforderungen immer wieder aufs neue. Aber neulich hatte ich bei einer stillen Stunde einen Geistes-Blitz - und ich meine damit wirklich einen solchen. Kann es sein, dass alles Große an Zielen, Herausforderungen und Projekten mich deshalb so motiviert, weil etwas von dieser Größe auf meine Größe hinweisen soll? Na ja, so direkt sagt man so was doch nicht, aber ganz subtil, manchmal mit dem Mantel der "christlichen Demut" umhüllt und vor allem ganz im Geheimen, in seinem Herzen und im verborgenen Labyrinth seiner Gehirnwindungen - da flackert sie und entfacht sich schließlich zum verzehrenden Feuer, die eigene Hybris (zu deutsch: die Arroganz). Und als dieser Geistes-Blitz mich so getroffen hat, da musste ich weinen und zugeben, dass das bei mir nicht selten genau so ist.

Dann sagte derselbe Geist: (Exodus 34:14) "Denn du darfst dich vor keinem andern Gott anbetend niederwerfen; denn der HERR, dessen Name «Eifersüchtig» ist, ist ein eifersüchtiger Gott." Gott teilt seine Ehre mit keinem anderen - weder Gott noch Mensch, weder Gemeinde noch Projekt, weder Missionswerk noch irgend eine andere Organisation! Gott tut sein Werk mit uns, ohne uns und oft genug auch trotz uns - daher: Think Big - Be Low!

Paulus begeistert mich hier immer wieder. Je älter und erfolgreicher er wurde, desto bescheidener und demütiger wurde er. Keiner (von Menschen aus Fleisch und Blut) vor (und nach) ihm hatte solche Offenbarungen wie er, keiner stellte ein ganzes Imperium so auf den Kopf wie er, keiner hat die Theologie dermaßen einfach (und komplex) dargelegt wie er, er brachte das Evangelium nach Europa und vor viele Könige und Königreiche dieser Welt, aber je größer und erfolgreicher seine Mission wurde, desto kleiner und bescheidener wurde er.

Im Jahre 56 n. Chr. schrieb Paulus einer Gemeinde, dass er angefangen habe, neues Gebiet in Korinth einzunehmen. Er schrieb dies während der dritten größeren Missionsreise, von den vier Reisen, die er in seinem Leben gemacht hatte. Er war zehn Jahre von seinem Tod entfernt und bereits ein reifer Veteran im Dienste Jesu. Höre jedoch seine Worte: "Denn ich bin der geringste der Apostel, der ich nicht würdig bin, ein Apostel genannt zu werden, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe (1. Korinther 15,9)." Jetzt schau dir einmal an, was Paulus sieben Jahre später, 62 n. Chr., vier bis fünf Jahre vor seiner Abreise zu den Ephesern sagte. In diesen sieben Jahren vollbrachte er mehr als in jeder anderen Zeit seines Lebens. Er beschreibt sich nun selbst: "Mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen (Epheser 3,7-8) ." Am Ende von Paulus´ Leben, so etwa 64-66 n. Chr., schickte er Timotheus zwei Briefe, in denen er sich selber beschreibt: "Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu erretten, von welchen ich der erste bin(1.Timotheus 1,15)." Vom geringsten der Apostel, zu dem allergeringsten von allen Heiligen dann zum "Chef aller Sünder" - das ist schon ein steiler Weg, steil nach unten.

Herr, lass mich das zum Lebensmotto haben: Think Big - Be Low!

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