Wenn ihr nicht wollt, dann kriegt ihr Volt!
Auf dem Weg zur Arbeit fahre ich an Schafherden vorbei. Allerdings habe ich bei denen noch nie einen Hirten gesehen, zumindest nicht so einen mit langem Mantel und Stab. Die Schafe sind eingesperrt in einen Weidezaun, auch Elektrozaun genannt. Die Spannung eines solchen Zauns beträgt min. 4000 Volt, ist aber für Mensch und Tier ungefährlich. Dieser Zaun erzeugt alle 1,3 Sekunden einen Stromstoß und soll die Tiere "nur" abschrecken und ihnen ihre zugewiesenen Grenzen aufzeigen.
So kommen mir viele Gemeinden und Gemeinschaften vor. Viele Hirten sind leider nicht in erster Linie am Wohle, sondern nur an der Wolle der Schafe interessiert. Bei minimalem Einsatz das beste Ergebnis erzielen. Sicherheit statt Risiko, Überschaubarkeit statt Freiheit, Kontrolle statt Eigenverantwortung, Vertrauen ins eigene Werk statt in das Werk des Heiligen Geistes. Aber überall dort, wo ein Elektrozaun charismatisch-vollmächtig-führend-dienende Leitung ersetzt, geht das immer zugunsten der Unmündigkeit der "Schafe" und damit zum Untergang der Gemeinde. Cedric schreibt sehr zutreffend:
Stillstand und Rückschritt zeichnet sich für mich auch durch den Versuch aus, unseren Glauben durch Regeln und Richtlinien zu perfektionieren. Es mag teilweise ganz hilfreich sein, dies für sich selbst zu tun, schließlich erkennen wir Fehler und wollen unser Leben neu ausrichten. Diese Selbstregulierung dann aber einfach in Form einer Lebensregel auf andere zu übertragen halte ich für fatal. Wie soll man lernen seinen Glauben aus der Beziehung zu Gott zu leben? Sie (die Beziehung) wird ja gar nicht benötigt, wenn alles Verhalten detailliert vorgeschrieben ist.So leben denn viele Christen auch immer mit dem Blick über den Zaun (der Welt) und mit der Gesinnung: "Wie weit darf ich gehen?" Man wächst nicht in einer inneren Abhängigkeit vom Heiligen Geist, sondern von äußerst schmerzhaften "Elektroschocks". Mein Schwager dressiert hobbymäßig Hunde. Da wendet man Methoden an, in denen es darum geht, einem Tier durch sofortiges Bestrafen (oder Belohnen) ein bestimmtes Verhaltensmuster beizubringen. Daher nennt man das Dressur und nicht Jüngerschaft. Jesus geht es aber um das letztere...
"Wie nahe darf ich kommen?" Diese Frage will Jesus bei mir auslösen. Er ist "der Gute Hirte", dem ich folgen darf, er ist "die Stimme", auf die ich mein Gehör einstimmen soll, er ist "die Tür", in die ich eintreten, er ist "der Weg", den ich gehen darf. Und ich werde nie diesem Guten Hirten begegnen, wenn ich hinter dem Weidezaun bleibe - das ist die ganze Tragik solcher Einrichtungen.
Also, liebe Hirten, weg mit den Weidezäunen und führt uns zu Jesus!