Mittwoch, Oktober 25, 2006

Was mich echt aufregt...

Neulich nach der Predigt kam jemand auf mich zu und zwang mir ein Gespräch auf. Er beschwerte sich, wie flach denn so die "modernen Anbetungssongs" wären. "Da singen die 6-mal hintereinander ´Jesus liebt mich und pushen sich damit hoch´, was ist das für eine flache Theologie?" - so der Originalton. Schon da ging mein Puls etwas höher.

"Wie? Dieses ´Jesus liebt mich´ ist doch das Zentrum und das Fundament unseres Glaubens! Ich kann es auch noch mehr als 6-mal hintereinander singen und jedes Mal wird es mir bedeutender" - war meine kurze Antwort und ein seichter nonverbaler Hinweis auf mein Desinteresse am Thema.

Dann kam mein Gegenüber auf das "reiche Erbe der Reformatoren" und man sollte doch öfter Lieder von Teerstegen im Gottesdienst singen. "Nichts einzuwenden gegen Teerstegen und die Reformation, aber jede Generation muss nicht nur ihren Glauben, sondern auch dessen authentische Ausdrucksformen, wozu auch Anbetungslieder gehören, neu entdecken" - entgegnete ich. "Und außerdem war die Melodie von Luthers ´Ein starke Burg ist unser Gott´ seinerzeit ein Schunkellied, das Dr. Luther in einer Kneipe bei einem guten Maas Bier mitgesungen hat" - setzte ich noch einen drauf. Das hätte ich mal lieber nicht tun sollen!

Nun fing mein Gesprächspartner ein neues Thema an, und ich merkte, wie seine Pulsader am Hals heftiger vibrierte . "Die jungen Leute sind alle so abgeflacht. Es geht ihnen nur um ein paar Gefühle und dann dieses Gehoppse". Seine Litanei über die "ach so verdorbene und verweltlichte Jugend" ging immer noch weiter, während ich immer mehr nonverbale Signale gab, um deutlich zu machen, dass ich auf dieses Gejammere keinen Bock hatte.

Ich habe diese Klagelieder schon gehört, als ich selber noch jung war. Ich musste aus genau diesen Gründen fast jede Woche vor irgendwelche Räte und Gremien, um "Rechenschaft" abzulegen. Und nun saß vor mir dieser Typ (ungefähr in meinem Alter, Anfang 40) mit seinen pauschalen Verurteilungen der Jugend, der modernen Anbetung und, wäre ich noch länger geblieben, wer weiß von noch was allem... "Anfang 40 und hat sein Denken schon endgültig einkonserviert“ - dachte ich. So was regt mich echt auf!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich mußte gerade schmunzeln denn die Eingangsworte deines Gegenübers hätten fast ein O-Ton von mir (33) sein können. Mir gefallen die meisten Lobpreislieder ebenfalls nicht, und ich bevorzuge in der Kirche die gute alte Orgel samt dem ollem Gotteslob. Für mich klingt das irgendwie sakraler und würdiger, das ist aber reine Geschmackssache. Daraus sollte man keinen Kreuzzug machen und es sich halt nicht anhören, wenn man es nicht mag. Warum besucht er eure Gottesdienste wenn ihm die Musik doch garnicht gefällt?